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Liebe Leser,

ganz so einfach ist das Leben nach dem Lockdown nicht.

Ich glaube, jeder ist froh, dass die Pandemie sich bisher in unserem Landkreis Kitzingen einigermaßen in Grenzen hält. Gott, sei Dank sind manche Befürchtungen nicht eingetroffen, wie wir es uns anfänglich ausgemalt haben und allmählich können wir, natürlich in kleinen Schritten, das normale Leben wieder hochfahren. Wenn wir achtsam sind gegenüber den Maßnahmen, die getroffen wurden, wenn wir Abstand halten zueinander, kommen wir eigentlich ganz gut durch diese Welle der Pandemie hindurch - ganz anders als andere Länder.

Und doch, so sage ich immer, sind wir keineswegs am Ende der Krise. Ich frage mich oft, wie geht es nun weiter mit der Gesellschaft, aber auch mit der Kirche? So wie vorher können wir unser Leben nicht wieder gestalten. Vieles wird anders sein. Wir machen uns Sorgen, ob unser Arbeitsplatz durch diese Krise kommt, wie wir das finanziell verkraften werden, aber auch, wie es uns gelingt trotz aller Einschränkungen füreinander da zu sein?

Gar nicht so einfach und wenn ich ehrlich bin, habe ich da manchmal das Gefühl: „Meine Gedanken sind wie ein Labyrinth? Was kommt an der nächsten Biegung - vielleicht im Herbst auf uns zu? Wie versuche ich in kleinen Schritten aus dem Lockdown zu kommen? Was sind meine Schritte, die ich gehen möchte, um das normale Leben wieder entdecken zu können?“

Eine genaue Antwort, die weiß ich auch nicht. Ich muss Tag für Tag selbst überlegen, was mute ich mir zu, was ist sinnvoll und wo bleibe ich achtsam für den anderen? Es ist quasi wie ein Lebenslabyrinth, in dem ich in dieser Zeit gehe. An jeder Biegung weiß ich nicht, was wohl kommen mag.

Und doch bin ich zuversichtlich, auch mit diesem Lebenslabyrinth im Kopf, Schritt für Schritt diese Krise bewältigen zu können. Sie ist kein Irrgarten, sondern es kommen eher Biegungen auf mich zu, die ich noch nicht ganz genau abschätzen kann, aber ich vertraue darauf, dass ich da gut durchkomme. Als Mensch in der Stadt, in der ich lebe, als Glaubender, der sich von Gott getragen weiß.

Für mich ist es wichtig, auch einmal auf unsere Stadt zu schauen und zu fragen: „Und was würde dieser Stadt, was würde uns nun gut anstehen?“ Gerne verweise ich da auf das, was mir stets am Herzen liegt: „Nicht vom alten Leben zu träumen, sondern Kitzingen mal ganz anders denken!“ Das würde uns gut anstehen.

Viele Familien in unserer Stadt suchen händeringend einen Betreuungsplatz für ihre Kinder? Sie fehlen hier und dort. Und dann erlebe ich auch: Es ist gar nicht so einfach, kurzfristig eine familienfreundliche Stadt zu werden und dazu alle Verantwortlichen der Kirche, Träger und Kommune an einen Tisch zu bringen, damit kurzfristig Raum für unsere Kinder geschaffen werden kann. Ich möchte alle Verantwortlichen einladen: „Helfen Sie mit, dass Kinder, Familien sich wohlfühlen in Kitzingen? Gerne würde ich als Kirche dazu meinen Beitrag leisten.“

Ein zweiter Punkt scheint mir wichtig. Ich bin seit 5 Jahren in Kitzingen, eine wirklich schöne Zeit. Doch immer wieder höre ich: „In Kitzingen gibt es keinen Wohnraum - vor allem bezahlbaren.“ Hier würde es unserer Stadt gut stehen, wenn wir beginnen, gemeinsam zu träumen, damit dieser Wohnraum Wirklichkeit wird - bezahlbar und zum Wohlfühlen. Wenn wir Grundstücke haben, und mithelfen können, dass Familien sich ansiedeln können, warum tun wir das nicht?

Und ein Drittes: Eine große Sorge seit Jahren ist das Notwohngebiet. Ich bin froh, dass die Caritas zusammen mit der Stadt und dem Landkreis eine Sozialberatung dort eingerichtet hat. Es hat lange gedauert, bis klar war, wie gehen wir mit Corona dort um? Ein schönes Zeichen für mich ist, wenn Sozialberatung, Stadt Kitzingen und Wegweiser plötzlich mithelfen, dass nach einigen Wochen der Unklarheit wieder die Möglichkeit für die Bewohner besteht, zu duschen. Es geht was in Kitzingen, wenn man gemeinsam Dinge angeht - schön oder?

Für mich sind das alles kleine Schritte aus dieser Pandemie. Nur müssen wir diese Schritte gehen und nach dem Labyrinth, in das uns diese Pandemie gezwungen hat, wird es eine Zeit geben, davon bin ich überzeugt, in der wir sagen: „Da sind wir gut durchgekommen, manches hat an Deutlichkeit gewonnen und jetzt lässt es sich um so schöner Leben.“

Probieren wir es und machen wir aus unser Stadt eine soziale Stadt.

Pfarrer Gerhard Spöckl

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