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Gerade der Sonntag ist für Christen ein ganz besonderer Tag. Am Herrentag - wie er auch genannt wird, erinnern wir uns an die Auferstehung Jesu und vergegenwärtigen uns im Gottesdienst, dass seine Lieben uns stets ergreifen will.

Im Augenblick können wir das nicht miteinander tun. Das ist schwer genug! Eine Möglichkeit ist es, sich einen guten Gedanken am Sonntag schenken zu lassen, zusammen zu beten und zu singen und so Gott als der Lebendige in unser Leben zu rufen. Ich wünsche Ihnen ein glaubendes Herz, damit es uns gelingt, mit Gott, diese Zeit zu überstehen.

 

Und nun der gute Gedanktag zum 4. Fastensonntag:

 

 

Lesepredigt - veröffentlicht vom Liturgiereferat des Bistum Würzburg

 

4. Fastensonntag - Lesejahr A (22. März 2020)

L1: 1 Sam 16,1b.6-7.10-13b Aps: 23 L2: Eph 5,8-14 Ev: Joh 9,1-41

 

Liebe Schwestern und Brüder,

wie verbohrt kann man eigentlich sein?! Statt sich zu freuen, dass der blindgeborene Mann endlich wieder sehen kann, bohren die Pharisäer immer wieder nach, wie er sehend geworden ist; und er erzählt es auch immer wieder bis ihm auch der Geduldsfaden reißt: „Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?“ Und obwohl unter den Pharisäern eine Spaltung entsteht, sind sie sich dann wieder einig in der Ablehnung von Jesus und in ihrem Beschluss, jeden der Jesus als Christus bekennt, als Messias, aus der Synagoge auszustoßen, was ja auch dann dem geheilten jungen Mann passiert.

„Sind etwa auch wir blind?“ fragen sie schließlich Jesus direkt.

„Sind etwa auch wir blind?“

Für uns ist doch klar, dass Jesus der Christus, der Messias ist. Doch das heißt nicht, dass wir nicht auch blind und verbohrt sind. Was für eine Vorstellung habe ich von Jesus Christus? Im aktuellen Richtungsstreit der Kirche zwischen Bewahren und Erneuerung treffen von beiden Seiten oft verbohrte Meinungen aufeinander. Wer hat Recht? Und wir sind mittendrinnen im Evangelium: „So entstand eine Spaltung unter ihnen.“

Die biblischen Texte, die uns heute verkündet wurden, können uns helfen, wieder neu sehen zu lernen:

Die alttestamentliche Erzählung vom Propheten Samuel, der vom Herrn geschickt wurde, den neuen König zu salben, kann uns ins Nachdenken bringen, dass wir uns auch gerne und schnell

vom Äußeren blenden lassen. Eliab muss auf Samuel großen Eindruck gemacht haben, als er ihn salben wollte. „Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der HERR aber sieht das Herz.“

Sieben weitere Söhne ließ ihr Vater Isai vor Samuel treten; der Auserwählte war nicht darunter; der jüngste war es, der gar nicht da war, weil er die Schafe hütetet: David. „Auf salbe ihn. Denn er ist es.“

In diesem Sinne neu sehen lernen, kann bedeuten, achtsam zu sein, mich nicht vorschnell blenden zu lassen vom Aussehen, Auftreten, Reden, vom „das ist die Wahrheit“, sondern genau hinzuschauen, hinter die Dinge, ins Herz, ins Innere, ins wahre Wesen, ins Wesentliche. Dazu braucht es Zeit und einen besonderen Blick.

Jesus, der Auserwählte Gottes, wurde auch von vielen nicht erkannt, weil er eben nicht als der große Star auftrat, weil er nicht im Rampenlicht stehen wollte, sondern ganz einfach und schlicht daherkam als Wanderprediger. Den Messias haben sich damals viele ganz anders vorgestellt: Mächtig, prächtig, mit großem Auftreten, hoch zu Ross, nicht auf einem Esel reitend. Aber sein Wesen ist entscheidend, und das ist voll Licht und Liebe: „Ich bin das Licht der Welt.“

Wenn Paulus in der zweiten Lesung uns auffordert: „Prüft, was dem Herrn gefällt!“ heißt das nichts anderes, als, bevor ich etwas entscheide, sage, tue: Es zu Prüfen im Licht des Evangeliums: „Was würde Jesus jetzt tun!“ Und da haben wir einen Schatz an Worten, Weisungen, Handlungen, Haltungen von Jesus. Also immer erst den „Umweg“ über Jesus gehen.

„Lebt als Kinder des Lichts!“ Mit Jesus haben wir ein Licht, das Licht auf unserem Weg. Er vertreibt die Ängste; macht die Dunkelheit hell; schenkt Orientierung; schenkt uns Geborgenheit und Wärme; gibt sich hin, wie eine Kerze, wenn sie brennt und leuchtet; und ist doch eine unerschöpfliche Quelle, ein Licht, das nie verlöscht und das auch die Finsternis nicht auslöschen kann.

„Lebt als Kinder des Lichts!“ Denn das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor… Habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis...“

„Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?“ Der geheilte Blindgeborene ist doppelt zum neuen Sehen gekommen: Er sieht wieder und erkennt in Jesus den Messias. Seine Frage an die Pharisäer richtet er heute an uns: „Wollt etwas auch ihr seine Jünger werden?“

Will ich das? Dann heißt es mit Paulus: „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein“. Amen.

Gerd Greier, Pfarrer

 

Internet: liturgie.bistum-wuerzburg.de

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